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Mai 2023

Wieso Festivals wie „Auf Anfang!“ so wichtig für ländliche Räume sind!

By AktuellNo Comments

Am 28. und 29. Juli 2023 findet zum vierten Mal das Festival „Auf Anfang! Musik, Kunst & Solidarität“ in der Nahe-Hunsrück-Gemeinde Auen im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz statt. Die Veranstalter der Initiative für Freizeit und Musikkultur e.V. (kurz IFM) haben erneut ein gleichermaßen hochwertiges wie umfangreiches Programm aufgestellt – darunter 17 musikalische Acts von Newcomern bis zu internationalen Bands, die vor dem Durchbruch stehen. Darüber hinaus dürfen sich die Besucher:innen auf zwei Ausstellungen, eine Performance, Talks, Vorträge und Infostände zur kulturellen und politischen Bildung sowie ein Kinderbereich freuen. Dass die Organisation eines solchen Festivals in einem 200-Einwohner Ort inmitten einer dünn besiedelten Region kein Selbstläufer ist und nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht funktionieren könnte, liegt auf der Hand. Nicht nur weil es in Auen kein Mobilfunknetz und nur spärliche ÖPNV-Anbindungen gibt. Sondern auch, weil es selbst im weiteren Umland kaum popkulturelle Szenen, soziokulturellen Zentren oder Konzertstätten gibt, an die man andocken könnte. Dennoch soll „Auf Anfang!” genau hier langfristig als kultureller und prodemokratischer Leuchtturm wirken, Stadt und Land verbinden, wichtige gesellschaftliche Themen wie Rechtsextremismus und Klimakrise zur Sprache bringen und auch die regionale Wertschöpfung steigern.

Auf Anfang! im Corona-Jahr 2021

Das Land hat ein Recht auf zeitgemäße Kultur

Die IFM sieht sich weder als Konkurrenz noch in einer Reihe mit gesetzten ländlichen Veranstaltungen wie Weinfesten, Kirmessen, Dorffesten, Beach-Partys oder Konzerten, wie der Vorsitzende Norman Schäfer betont. “Wir füllen eine Lücke im kulturellen und gesellschaftlichen Leben auf dem Land, die es so eigentlich nicht geben sollte. Laut Bundesraumordnungsgesetz sind überall in Deutschland gleichwertige soziale, infrastrukturelle, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Verhältnisse anzustreben. Hier helfen wir in kultureller Hinsicht mit, denn ein progressives und reflektiertes Kulturangebot darf nicht vom Wohnort abhängen, es muss allen Menschen zugänglich sein, insbesondere auch Kindern und Jugendlichen. Die Teilhabe an abwechslungsreicher Kunst und Kultur ist Grundlage für attraktive und gleichwertige Lebensverhältnisse.”

Alt und Jung kommen bei „Auf Anfang!“ zusammen.

 

Begegnungsräume stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die gesellschaftlichen Potenziale zeitgemäßer Kulturarbeit und zivilgesellschaftlichen Engagements abseits von urbanen Räumen sind längst belegt. Gerade in einer Zeit der Stapelkrisen sind Begegnungsräume wie „Auf Anfang!“ vermutlich wichtiger denn je. Denn Land und Stadt müssen gemeinsam eine ganze Menge tun, wenn die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen gemeistert werden wollen.  Ob Aufklärung und Haltung zeigen gegen rechtsextremistisches und rechtspopulistisches Gedankengut zur Wahrung und Stärkung unserer Demokratie, ob Information und Entlarvung von Fake-News zu Klimakrise und Klimaschutz – wir leben vor, was Demokratie heißt, indem wir dazu ermuntern, sich einzubringen und sich zu engagieren, damit diese funktioniert. Der Kulturbereich kann insgesamt mit seinen Mitteln eine Vorreiterrolle übernehmen. Durch kreative Prozesse kann die Kultur gesellschaftliche Herausforderungen spiegeln und einen anderen Blick auf Veränderungen ermöglichen. Sie kann den öffentlichen Diskurs mitgestalten, neue Narrative entwickeln und Teilhabe fördern. Gerade deshalb ist die freie Kultur der erklärte Feind von Antidemokraten. Bei “Auf Anfang!” sollen Talkrunden, Ausstellungen und Infostände Neugier wecken, informieren, aber auch den “Finger in die Wunde legen”. Künstler:innen und Expert:innen inspirieren und Besucher:innen aller Altersstufen aus der Region und weit darüber hinaus interagieren mit den engagierten Helfer:innen aus Auen und den umliegenden Gemeinden interagieren. Es ist ein gesellschaftlicher Knotenpunkt, ein sogenannter ‘“Dritter Ort“, in dem die gegenseitige Wahrnehmung, das Erkennen, das Akzeptieren und das Wertschätzen von Unterschiedlichkeiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.

Identifikation, Touristisches Image und regionale Wertschöpfung

Festivals wie “Auf Anfang!” können für die Einheimischen ein Tor zur Welt sein und umgekehrt den Künstler:innen und den Besucher:innen ein Tor in die Region. Sie wirken für junge Helfer:innen und Besucher:innen identitätsstiftend und tragen häufig erst dazu bei, dass eine Region von außen wahrgenommen wird und ein emotionaler Bezug zu dieser entsteht. Beim letzten “Auf Anfang!”-Festival in 2021 reisten 50 % der Gäste aus dem direkten Umland bis Bad Kreuznach und Idar-Oberstein an. 23% der Gäste kamen von außerhalb von Rheinland-Pfalz. 97% stimmten zu, dass „Auf Anfang!“ eine kulturelle Bereicherung für die Region darstellt. Für 96% setzt das Festival ein Zeichen für eine offene Gesellschaft und für 90% stärkt es den gesellschaftlichen Zusammenhalt. 71% der Befragten gaben jeweils an, dass so der Dialog zwischen Stadt und Land gefördert wird und die Veranstaltung eine touristische Bereicherung für die Region darstellt.

Weiter ist vielfältige Kultur neben Sozialem, Bildung und Wirtschaft ein zentraler Baustein für die Revitalisierung ländlicher Räume. Je offensiver und optimistischer Regionen, Kleinstädte und Dörfer den Wandel gestalten und angehen, desto mehr können sie vom Wanderungstrend in Richtung ländlicher Räume profitieren.

Auf Anfang! im Corona-Jahr 2021

Zudem ist ein wichtiger direkter wirtschaftlicher Effekt des Kulturfestivals die regionale Wertschöpfung. So flossen allein bei der letzten Ausgabe im Jahr 2021 ca. 50.000 € in die erweiterte Region bis nach Mainz für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen, darunter Veranstaltungstechniker, Sicherheitsdienstleister, Getränke-Einzelhändler, Busunternehmen, Sanitäts- und Sicherheitsdienste, Sanitärdienstleister, Entsorgungsbetriebe, Hotellerie, Gastronomie etc.

Damit Projekte wie “Auf Anfang!” langfristig im ländlichen Raum ihr Potenzial entfalten können, brauchen sie jedoch mehr Unterstützung. Unsere ehrenamtlichen Strukturen stoßen immer wieder an ihre Grenzen und Förderprogramme für zeitgemäße Kultur in peripheren ländlichen Räumen greifen oft zu kurz. Regionalförderung muss aber immer auch Kulturförderung sein – nicht nur personell und finanziell, sondern auch ideell. Wir freuen uns über jede Unterstützung. Wer mitwirken möchte, kann sich gerne per Mail an info@initiative-fm.de wenden.

Tickets sind im IFM-Ticketshop unter www.initiative-fm.de sowie in den Filialen des Wochenspiegels in Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und Simmern erhältlich. Festivaltickets kosten 50,00 €, 15 bis 18-Jährige zahlen 25,00 €. Kunden der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück erhalten mit dem Passwort „VobaFestivalSommer“ gegen Vorlage der EC-Karte beim Festival einen Rabatt in Höhe von 5,00 €. Für finanziell benachteiligte Personen wird über die Soonwald-Stiftung ein kostenloses Kontingent von 50 Tickets bereitgestellt. Die Ortseinwohner:innen Auens erhalten freien Eintritt.

Infos zum Programm und Tickets unter www.initiative-fm.de

 

Stimmen zum Festival.

Schirmherr Staatssekretär Dr. Denis Alt, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit RLP

“Ich freue mich, dass ‘Auf Anfang!’ zu einer festen Größe innerhalb der rheinland-pfälzischen Kulturlandschaft geworden ist. Großartige Musik, sehr interessante Impulse für den gesellschaftlichen Diskurs und ein vielfältiges Publikum aus der Region und dem bundesweiten Raum – diese Mischung trifft meinen persönlichen Geschmack! Dieses Festival im ländlichen Raum setzt seit Jahren starke und notwendige Signale für eine offene, solidarische Gesellschaft.“

 David Julian Kirchner, Musiker (Mannheim)

„Die Art und Weise wie die IFM Stadt und Land mit Mitteln der Kunst verbindet finde ich äußerst spannend. Auch in meiner künstlerischen Arbeit ist die Überwindung von Milieus und Kluften zwischen Stadt und Land ein zentrales Thema. Im Rahmen der ARD- Dokumentarfilm-Serie „DeutschRand“ reiste ich durch die vermeintlich abgehängten ländlichen Gebiete Deutschlands, um mich vor dem Hintergrund der Stadt-Land-Kluft mit der Lebensrealität der Landbevölkerung zu beschäftigen. Meine Musik war immer schon an Experiment, Forschergeist und Kunst mit politischer Dimension interessiert und nicht an Vermarktungslogik und Effizienz. Das passt hervorragend zum ‚Auf Anfang!‘-Festival.”

Elisa Bohr, IFM-Mitglied und Einwohnerin Auens

„Das Besondere an ‘Auf Anfang!’ ist für mich, dass es ein Festival ist, was in meinem kleinen Heimatdorf stattfindet. Es verwandelt die malerische Natur, die ich bereits so liebe, für zwei Tage in ein Wunderland voller Musik, toller Menschen und Weltoffenheit.“

Johannes Fäßler (Kleister), Musiker (Berlin)

„Es ist wunderschön hier, der Ort und die Menschen. Da kann man dankbar sein. Es ist ein cooler Mix aus Musik, politischem Engagement, Weltoffenheit, Demokratie.“