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Als eines der wenigen Festivals in diesem Sommer fand am 23. und 24. Juli 2021 die dritte Ausgabe von „Auf Anfang! Musik, Kunst & Solidarität“ im kleinen Ort Auen im Nahe-Hunsrück-Raum statt. Die fast einjährige Planungszeit, in der wir zahlreiche stets von Hoffen und Bangen begleitete Szenarien erarbeiteten, wurde schließlich von einem fulminanten Festival gekrönt. Damit wir unser Leuchtturm-Projekt in dieser grandiosen Form auf die Bühne bringen konnten, mussten seit August 2020 unglaublich viele Räder ineinandergreifen und wir sind richtig stolz, dass uns das gelungen ist. Als knapp drei Wochen vor dem Festival mit der neuen rheinland-pfälzischen Corona-Bekämpfungsverordnung die behördlichen Grundlagen für die Durchführung geschaffen wurden und kurze Zeit später die Genehmigung des Hygienekonzeptes erfolgte, musste nur noch das Wetter mitspielen. Und auch hier hatten wir das Glück der Tüchtigen :-).

Foto: Carsten Steuer

Starkes internationales Programm in idyllischer Atmosphäre

An beiden Tagen feierten jeweils rund 600 begeisterte Besucher:innen ein insbesondere in dieser Zeit außergewöhnliches Festivalerlebnis. Dazu kamen mit Vereinsmitgliedern, Künstler:innen, Akteur:innen, Helfer:innen und Dienstleister:innen weitere knapp 150 Personen. Ohne Corona hätten wir in diesem Jahr gerne bis zu 1500 Gäste begrüßt, aber trotz allem war das Festival ein voller Erfolg. Das kleine Dorf Auen verwandelte sich an diesem Wochenende nicht nur zu einem weit ausstrahlenden kulturellen Hotspot, sondern auch zu einem Ort gelebter Utopie. Mit 20 Musik-Acts auf zwei Bühnen, drei Ausstellungen, Performances, vier Talks, einem eigenen Kinderbereich sowie verschiedenen Infoständen bot das üppige Programm sowohl erstklassige Unterhaltung als auch kulturelle und politische Bildung auf hohem Niveau.

(c) IFM, Foto: Enrico Bosten | Zu den Fotos

Ein Highlight war schon am Freitagabend die Band „The Holy“. Die Finnen, deren letztes Konzert vor Publikum noch 2019 stattfand, bewiesen eindrucksvoll, weshalb selbst große renommierte europäische Festivals enormes Interesse an ihrem hymnischen, druckvollen und virtuosen Sound haben. Ebenfalls sorgten die anderen Musik-Acts wie Ant Antic (AUT/D), Jealous (ISR/D), Finna, Juno Francis (SWE/D), Sorry3000, Roast Apple, Yuriy Gurzhy (UKR/D) oder Arvid Nero (SWE) für wahre Begeisterungsströme. Dabei kamen auch die inhaltlichen Bezüge zum Kultursommer Rheinland-Pfalz mit seinem diesjährigen Thema „Nordlichter“ sowie zum Festjahr „2021: Jüdisches Leben in Deutschland“ sehr gut beim bunt gemischten Publikum an.

Dass „Auf Anfang!“ weit mehr als ein reines Musikfestival ist, zeigte sich an den inhaltlich profunden Talkrunden zu gesellschaftsrelevanten Themen, die großen Anklang fanden. Unser IFM-Moderator Thilo Baus sprach mit einem Vertreter der Amadeu Antonio Stiftung über Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtsrock oder mit dem Verein Sea Punks e.V. über Seenotrettung. Ein anderer Talk drehte sich um nachhaltige Ernährung. Unter den Gesprächspartnern war mit Thomas Laschyk, dem Gründer und Geschäftsführer des Faktencheck-Blogs „Der Volksverpetzer“, auch ein prominenter Gast. Im letzten Jahr verwirklichten wir zusammen mit den Faktencheckern die Wanderausstellung „Fake News – eine Gefahr für die Demokratie“, die ein Jahr lang in Rheinland-Pfalz tourte und nun beim „Auf Anfang!“-Festival ihre finale Station hatte.

„Die Mischung aus großartiger Musik und sehr interessanten Impulsen für den gesellschaftlichen Diskurs – u. a. durch die Ausstellungen zum Thema ‚Jüdisches Leben im Hunsrück‘ und ‚Fake News‘, trafen voll und ganz meinen persönlichen Geschmack und darüber hinaus halte ich sie für ein sehr starkes und notwendiges Signal für eine offene, solidarische Gesellschaft. Ganz nebenbei hat ‚Auf Anfang‘ dann noch gezeigt, wie man eine große Kulturveranstaltung Corona-sicher hinbekommt. Die Kombination von 3G und Outdoor mit sehr großzügigem Gelände passte perfekt in die Zeit.“

Staatssekretär Dr. Denis Alt, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, Schirmherr „Auf Anfang!“

Live-Konzert-Videos nun online

Alle Live-Videos sind über www.youtube.com/initiativefm abrufbar. Foto: Manuel Sattler

Wir entschieden uns schon früh dazu, mit einer reduzierten Besucherzahl und nicht mit den normalerweise angestrebten 1500 Gästen zu planen, um Engpässe und problematische Situationen weitestgehend auszuschließen. Um dennoch eine dem hochkarätigen Programm adäquate Aufmerksamkeit und Teilnahmemöglichkeit zu gewährleisten, haben wir 18 Konzerte von Franzl Film aus Saarbrücken als Live-Video produzieren und teilweise per Livestream ausstrahlen lassen. Die Live-Videos sind nun über unseren YouTube-Kanal InitiativeFM abrufbar. In dieser herausragenden Qualität ist das für unser kleines Festival als auch für viele Künstler:innen Neuland.

Erfolgreiches Hygienekonzept

Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, hatten wir „Auf Anfang!“ auf ein dreieinhalb Mal so großes Areal verlegt. Als zentrale Infektionsschutzmaßnahme diente eine Schnelltest-Station, die vom Bad Kreuznacher Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes betrieben wurde. Der Zutritt zum Festivalgelände und Zeltplatz konnte nur erfolgen, wenn eine vollständige Impfung, eine Genesung mit den entsprechenden Abständen oder ein tagesaktueller und zertifizierter Schnelltest vorgezeigt wurde. Zusätzlich wurden die Kontaktdaten sämtlicher Besucher über personalisierte Online-Tickets erhoben. Für das für das Schutz- und Hygienekonzept zeichnete das Berliner Unternehmen „Groskopf-Consulting“ verantwortlich.

„Wir waren sehr zufrieden mit der Umsetzung des durch uns erstellten Schutz- und Hygienekonzeptes auf dem »Auf Anfang Festival 2021«. Dies ist vor allem dadurch gelungen, da der Veranstalter ein großes Augenmerk auf die Umsetzung der Maßnahmen hatte und sich in der Verantwortung gesehen hat, den Gästen eine sichere Veranstaltung zu ermöglichen. Positiv ist in diesem Zuge auch das Publikum hervorzuheben, was die Maßnahmen sehr gut angenommen hat und sich an die Regeln gehalten hat. So sind Veranstaltungen auch in der Pandemie möglich und wir können auf solchen bewährten Konzepten aufbauen.“

Jens Groskopf, Geschäftsführer „Groskopf-Consulting“

Gesellschaftliche Relevanz, Besucherzufriedenheit und Wertschöpfung

Zum Festival führten wir eine umfassende Besucherumfrage durch (Download), die Aufschluss über Qualität und Relevanz des Festivals gibt. So sprechen die Angaben zur Besucherherkunft einerseits für ein großes regionales Interesse, denn über 50% der Besucher kamen aus dem direkten Umland bis Bad Kreuznach und Idar-Oberstein. Sie zeugen aber auch wie in den Vorjahren von der überregionalen Strahlkraft. Ca. 23% der Gäste reisten von außerhalb von Rheinland-Pfalz an, darunter über 7 % aus Hessen und 6% aus Baden-Württemberg. Es kamen aber auch Besucher:innen aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, dem Saarland, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen.

Evaluation zum Festival (Download)

Als Ausdruck für die hohe programmatische Qualität gaben 94% der Befragten an, mit dem gesamten Festival sehr zufrieden (67,5%) oder zufrieden gewesen zu sein. 95% der Befragten gaben an, es weiterzuempfehlen (90%) oder wahrscheinlich weiterzuempfehlen. 89% Prozent gaben an, dass das Festival als Modellprojekt für Veranstaltungen in Zeiten von Corona betrachtet werden kann. Auch zu unseren Zielsetzungen lassen sich spannende Ergebnisse ablesen: 97% stimmen zu, dass „Auf Anfang!“ eine kulturelle Bereicherung für die Region darstellt. Für 96% setzt das Festival ein Zeichen für eine offene Gesellschaft und für 90% stärkt es den gesellschaftlichen Zusammenhalt. 71% der Befragten gaben jeweils an, dass so der Dialog zwischen Stadt und Land gefördert wird und die Veranstaltung eine touristische Bereicherung für die Region darstellt. Die Evaluationsergebnisse bestärken uns und bilden zusammen mit den wunderbaren Erlebnissen am Festivalwochenende einen fruchtbaren Nährboden für künftige Aktionen.

Neben der inhaltlichen und sozialen Bedeutung sorgte unser rein ehrenamtlich organisierte Festival auch in puncto Wertschöpfung für beachtliche positive Effekte in dieser schwierigen Zeit. So sind allein in die erweiterte Region bis nach Mainz über 50.000 € geflossen, für Künstler:innen und Akteur:innen wurden insgesamt Honorare von über 23.000 € gezahlt. Dadurch wird deutlich, wie groß die wirtschaftliche Wertschöpfung solcher Kulturveranstaltungen ist.

Festival für die ganze Region

Uns liegt viel daran, dass „Auf Anfang!“ nicht nur einfach in der Region stattfindet. Das Festival soll vor allem immer auch mit der Region zusammen auf die Beine gestellt werden. So waren zahlreiche engagierte Helfer*Innen verschiedenster Generationen aus Auen und den umliegenden Gemeinden am Festivalwochenende sowie beim Auf- und Abbau im Einsatz. Ohne deren unermüdlichen Einsatz und deren Bereitstellung von Traktoren etc. hätten wir das so nicht durchführen können. Das Bauunternehmen Schneider Bau sorgte für eine umfassende technische Unterstützung, der Wochenspiegel war Medienpartner. Regionale Produkte von der Kappellenbrauerei DENKMALz, der Kirner Privatbrauerei und weiteren Produzenten sorgen für das leibliche Wohl. Auch programmatisch wurde neben den internationalen und bundesweiten angesagten Bands und Solokünstler*Innen bewusst ein spezieller Fokus auf die Region gelegt.

Ausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“

So wurde in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Synagoge Laufersweiler unter federführender Kuration von Carolin Manns die Ausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“ verwirklicht, die aktuell in Bad Sobernheim auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zu sehen ist und auch weiter auf Tour gehen soll. Weiter erinnerten Performances vom Frankfurter Künstler Dirk Baumanns an den Pfarrer und NS-Widerstandskämpfer Paul Schneider, der im nur wenige Kilometer entfernten Pferdsfeld aufwuchs. Schneider lehnte sich als Pfarrer im Hunsrück sowie als Gefangener im KZ Buchenwald vehement gegen das NS-Regime auf und setzte sich für Juden und Jüdinnen ein. Er wurde schließlich von den Nationalsozialisten im Alter von nur 41 Jahren ermordet. Beide Programmpunkte waren Beiträge innerhalb des Festjahres „2021:  Jüdisches Leben in Deutschland“.

Im Programm wirkten zudem zahlreiche Akteure aus der Region mit, darunter die Bands „Long-hair Discharge“, „We are Rome“ oder der DJ „audite“, der mittlerweile in Leipzig beheimatet ist. Dazu kamen Infostände von „Amnesty International Bad Kreuznach“, „Kreuznach für Vielfalt“ oder „Aktiv für Flüchtlinge Bad Kreuznach/Rheinland-Pfalz“. Wie schon 2019 war es uns auch dieses Mal wieder wichtig, kostenlose Tickets für Geflüchtete und andere Menschen, die sich Konzerte sonst nicht leisten können, bereitzustellen.

Weitere Unterstützer gesucht

Innerhalb der Fortentwicklung ländlicher Räume können kulturelle Veranstaltungen wie unsere Festivals „Auf Anfang!“ oder „Salon Libertatia“ eine wichtige Funktion einnehmen. Sie sind Begegnungs- und Reflexionsort, stärken die Identifikation, steigern die regionale Attraktivität, fördern kulturelle Teilhabe- und Beteiligungsmöglichkeiten und sie beleben unsere vielfältige und demokratische Gesellschaft. Da die  rein ehrenamtlich organisierten und kuratierten Projekte mit enormen Anstrengungen und großer Verantwortung verbunden sind, suchen wir jedoch weitere Unterstützer, um die großangelegten Projekte langfristig zu sichern und damit nachhaltig kulturelle und gesellschaftliche Impulse in der Region setzen zu können. Ob Unternehmen, Stiftungen oder Einzelpersonen, ob Sponsoring, Spende, Mitgliedschaft oder Bereitstellung eines Lagerraums, jegliche Form der Unterstützung ist willkommen. Interessierte können sich gerne per Email an info@initiative-fm.de wenden.

Förderer, Schirmherren & Partner

Das Festival wurde gefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur. Weitere Hauptförderer waren das Festjahr „2021: Jüdisches Leben in Deutschland“, der Kultursommer Rheinland-Pfalz, DENKMALz – die Kapellenbrauerei, der Förderfonds Demokratie sowie die Amadeu Antonio Stiftung. Die Schirmherrschaft hatten Staatssekretär Dr. Denis Alt aus dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, Uwe Engelmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nahe-Glan, Michael Greiner, Bürgermeister der Stadt Bad Sobernheim, sowie Torsten Baus, Bürgermeister der Ortsgemeinde Auen, übernommen.

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